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Volgers

zaterdag 17 september 2011

Wie erreichst Du Verlässlichkeit bei Deinem Hund?

Verlässlichkeit.
Das hat zu tun mit meinem Hund vertrauen (können), aber auch mit Müssen, mit Zwang.

Bei dem Wort stemmt sich innen schon etwas dagegen, man will kein Tyranne sein, keinen Zwang ausüben.

Du hast Deinem Hund mit viel Mühe und Geduld dasjenige beigebracht was wichtig ist im täglichen Leben: Sitz, Platz, Fuss, Komm und vielleicht auch noch viel mehr - und dann tut er es nur manchmal, oder auch nur manchmal nicht.

Das ist nicht nur lästig im Zusammenleben, sondern kann viel Ärger geben und sogar lebensgefährlich sein für Deinen Hund wenn er zum Beispiel auf eine befahrene Strasse zuläuft. Wenn er etwas größer ist und jemanden anspringt kannst Du das Ordnungsamt an den Hals bekommen und kann Dein Hund schon als gefährlich eingestuft werden, bis Du das Gegenteil beweist. Wenn er an der Leine andere Hunde anpöbelt und auch noch schwarz und/oder ein Schäferhund ist, wirst Du verpöhnt und vermieden und es dauert nicht lange bevor Du eine Liste hast mit allen Hunden aus der Nachbarschaft und den Zeiten an denen die Gassi gehen und gezwungen bist Deine Spaziergänge irgendwie dazwischen zu planen. Ableinen geht nur in sorgfältig selektierten Gebieten "wo nix ist" und "nix" bedeutet dann wahlweise andere Hunde, Wild, Radfahrer oder Jogger. Wo man aber erst hinfahren müsste, wofür man dann Zeit haben müsste. Dann kommt das Schuldgefühl: man müsste ihn eigentlich mehr auslasten. Eventuell auch noch die Enttäuschung: er ist nicht so wie man sich das gewünscht hat. Er weiss, dass ich es (nicht) möchte, aber er tut es doch (nicht).

Was ist schöner, als mit einem freilaufenden Hund unterwegs sein und zuschauen wie er Spass hat. Meine Lehrmeisterin Nadin Matthews sagte "wenn Du Deinen Hund ableinst, leinst Du gleichzeitig auch Dich selbst ab" - und wie wahr ist das. Was ist schöner als mit dem an-oder abgeleinten Hund harmonisch spazieren zu gehen.
Freiheit für beide - und für beide innerhalb von Grenzen. Wir sind verantwortlich für das Definieren der Grenzen denn das kann der Hund nicht.

Das Dilemma
Du befindest Dich in einem ernsthaften Dilemma: Du willst keinen Zwang ausüben, aber Dein Hund soll, wenn es Dir wichtig ist, zuverlässig auf Dich hören.

Der Weg
Es gibt einen Weg aus dem Dilemma!

Wahrscheinlich hast Du schon mehrere Wege ausprobiert. Du hast trainiert ohne Ende und geübt, geübt, geübt. Irgendwann muss es doch sitzen. Aber immer wieder machst Du die Erfahrung, dass wenn Deinem Hund etwas echt wichtig ist, er vergessen hat was er gelernt hat.

Der Weg ist: baue Brücken für Deinen Hund!

Die Lücke und die Brücke
In der Grundschule war Rechnen am Anfang schön. Wir zählten zusammen und zogen ab und es hiess auch noch einfach so. Im Chor sagten wir das 1x1 wie eine Mantra. Dann kam mein Vater auf eine Idee: wir sollten lernen unseren Namen zu tanzen. Wir wechselten die Schule und ich hatte auf einmal Mathematikunterricht. Die Klasse hatte schon eine Weile davor angefangen mit Brüchen. Ich wurde zum lebendem Fragezeichen. Ich hatte eine ernsthafte Lücke und keine Brücke um diese zu überqueren und den Anschluss zu finden. Der Rest zog weiter, ich zog Enid Blyton aus dem Schulranzen und bildete mich damit.

Die Lücke bei Deinem Hund besteht nicht aus Übungsmangel - es hat keinen Sinn noch mehr und immer wieder das 1x1 aufzusagen. Und darum ist mehr Übung von dem was er schon weiss für ihn auch keine Brücke - Du hilfst ihm damit nicht weiter.

Die Lücke beim Hund und unser Dilemma entsteht in unserem Inneren, mit unserem Gefühl und unserem Wunsch keinen Zwang aus zu üben und kein Tyranne zu sein. Und genau hier müssen wir anfangen und unsere eigenen Gefühle und Gedanken untersuchen. Weil wir oftmals Annahmen und Erwartungen haben, die ein Hund einfach nicht wahrmachen kann. Zum Beispiel weil sie vollkommen gegensätzlich sind.

Die Arbeit
Untersuche mal -nicht mitten im Konflikt sondern in einer ruhigen Minute- was Du eigentlich unter Zwang verstehst. Ist das Kadavergehorsam? Oder Verbindlichkeit? Was bedeutet Verpflichtung? Was bedeutet es für Dich? Wie gehst Du mit Verbindlichkeiten um bei der Erziehung Deiner Kinder? Wie würdest Du reagieren wenn Dein Kind auf der Strasse Leute anpöbelt oder sogar mit Steinen wirft? Später als abgemacht nach Hause kommt? Bei einem gemeinsamen Einkauf in der Stadt ohne zu fragen abhaut, Dich stehen lässt und sich mit seinen Leuten auf der Kirmis trifft? Siehst Du das auch als unerwünschten Zwang? Solche Reflexionen ins eigene Innere sind manchmal nicht einfach, aber führen Dich weiter. Führen Dich zu Einsichten und auf einmal machts wieder Spass. Und merkst Du, dass das mühsame, frustrierende Üben der gleichen Sachen sich erledigt hat. In Luft aufgelöst, überflüssig.

Lehrer und Schüler
Auch mit Hunden kann man zu Abmachungen kommen. Das ist was ganz anderes als trainieren und üben. In unserer Hundeschule liegt genau in diesem Gebiet der Schwerpunkt. Wie stehen wir zusammen? Wie und wo entstehen ungeschriebene Regeln? Wie sprechen wir miteinander und was sagen wir dann eigentlich zueinander? Und vor allem: wie baue ich Brücken für meinen Hund. Denn auch das Lernen vom Eingehen von Verbindlichkeiten muss aufgebaut werden. Von ganz klein ("wenn ich mit Dir spreche kann es nicht sein, dass Du mich ignorierst", bis ganz gross "da läuft der Hase aber der ist nicht von uns" oder "da läuft Digger und ja, das darf der" und "wenn wir zusammen unterwegs sind, lassen wir einander nicht einfach im Stich".

Wenn ich das nicht mache, mein Hund noch keine Ahnung hat was Verbindlichkeit bedeutet und doch erwarte, dass er "hört" wenn es drauf ankommt, gebe ich ihm Recht wenn er abhakt. Seine Enid Blyton hat er schliesslich immer bei sich und für die Brücke braucht er einen guten Lehrer - Dich!

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