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Volgers

dinsdag 29 april 2014

Eine persönliche Stellungnahme

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Ich kann nicht existieren ohne Offenheit. Ohne klar zu sagen wo ich stehe und dazu zu stehen. Darum folgendes.

Als ich mein Studium zum Hundetrainer bei Canis begann war ich unglaublich glücklich dort gelandet zu sein. Fachlich und menschlich stimmte einfach alles und es herrschte die Atmosphäre einer Entdeckungsreise für alle. Wir Studenten entwickelten uns, Canis war auch noch in Entwicklung. Ich fühlte mich frei, es durften Fehler gemacht werden, sie waren sogar willkommen – die wichtigste Voraussetzung um lernen zu können. Angst vor Fehlern blockiert alles. Auch Diskussionen waren willkommen. Über Philosophien, Ansichten, Methoden – auch daran wächst und lernt man.

Nichts dauert ewig. Meine akademischen Eltern, die Gründer und wichtigsten Dozenten Michael Grewe und Nadin Matthews trennten sich und Nadin startete mit Dogument ein eigenes Unternehmen. Bei den vielen Fortbildungen die ich dort nach Absolvierung meines Studiums noch gemacht habe merkte ich jedes Mal, dass Nadin das Fach immer weiter entwickelte, sie war immer in Bewegung. Genau das was ich brauchte und suchte.

Vor zwei Jahren kamen auf einmal andere Signale von Leuten, die dort das vorbereitende Jahr für die Hundetrainerausbildung machten: Man müsste alle Dozenten zum Freund haben, sonst würde man bei der Zwischenprüfung sowieso durchfallen. Man traute sich nicht zu diskussieren, eine andere Meinung zu haben. Man hätte Angst, Kritik zu äussern. Man bekäme herablassende Reaktionen auf Fragen. Auf Grund meiner Erfahrungen habe ich nichts davon geglaubt.

Letztes Jahr hat, auf meine Empfehlung, meine Kollegin und Freundin Regina das vorbereitende Jahr bei Dogument gemacht – natürlich mit dem Ziel danach weiter zu machen mit der Ausbildung. Dann kam im Laufe des Jahres die Anmeldung zur Prüfung. Regina zweifelte stark daran, ob sie sich anmelden sollte – sie hatte das Gefühl, sie wäre nicht erwünscht.  Sie war bis auf die Knochen verunsichert – so habe ich sie noch nie erlebt.
Regina arbeitet seit Jahren bei mir. Erst im Hintergrund und seit einiger Zeit offiziell. Sie hat die Hundegruppe immer im Griff. Sie sieht alles, organisiert, schätzt neue Hunde ein, regelt Konflikte und wird von allen Hunden geliebt. Sie kann auch das was ich nicht so gut kann: einem Konflikt im Moment aus dem Weg gehen und erst nachdenken über die beste Lösung. Sie ist die einzige die mich vertreten kann. Seit letztem Jahr arbeitet sie auch mit in der Hundeschule, wo ihre Erfahrung als Sporttrainer mir wieder was beibringt – wie genau man schauen kann zum Beispiel. Also glaubte ich ihr nicht. Ich habe Regina gewiesen auf die Informationen zur Zwischenprüfung die sie bekommen hatte. Darin steht u.a.:
„Wozu die Auswahl nach einem Jahr?
Beide Ausbildungen (Dogwalking und Hundetraining) haben ein hohes Niveau.Die Ausbildung Hundetraining startet beispielsweise bereits im zweiten Modul mit Kundenkontakt. Wir möchten vermeiden, dass Menschen damit überfordert sind. Zudem ist der Markt im Hundetraining stark umkämpft und wir möchten, dass unsere Absolventen sich dort aufgrund ihrer Ausbildung durchsetzen können. Dazu braucht es neben den gelernten Inhalten auch mitgebrachte
Fähigkeiten. Somit investiert niemand in eine weitere Ausbildung ohne Erfolgschance im späteren Beruf.“
Und:
„Was können Gründe sein, um durchzufallen?
Für manche kommt die Zwischenprüfung und damit die weiterführende Ausbildung zu früh. Das Basicsjahr ist noch nicht verarbeitet und wichtige Entwicklungsprozesse sind noch im vollen Gang. Für manche ist die intensive Arbeit mit dem Menschen, wie sie bei dogument vermittelt wird, nicht der passende Weg. Oder man kann noch nicht persönlich in Kontakt treten mit einem Hund, kann sich noch nicht ausreichend in Menschen einfühlen, kann noch nicht ausreichend Rückmeldung geben, kann noch nicht ausreichend die Körpersprache des Hundes erkennen, kann noch nicht ausreichend Hunde einschätzen und mit ihnen entsprechend arbeiten.“
„So“, habe ich gesagt. Und warum zweifelst du jetzt??? "und ausserdem: anspruchsvoll zu sein ist wertvoll und hilft dem Beruf weiter. Aber den Doktor im Dogwalking oder den Psychotherapeut im Hundetraining brauchen wir ja wohl nicht?".
Ich habe ihr auch gesagt, dass Nadin mich schon lange kennt und wertschätzt, weiss wie ich arbeite und weiss, dass ich keinen hier arbeiten lasse und Verantwortung tragen lasse, der das nicht kann. Ich habe sie auch darauf hingewiesen, wie Nadin sich gefreut hat darüber, dass Regina die Ausbildung bei Dogument begonnen hat. Und ihr in Erinnerung gerufen, dass sie mir erzählt hatte, dass bei einem Anruf im Dogument Büro Nadin im Hintergrund gerufen hat „Regina besteht auf jeden Fall“. Und weil ich manchmal gern und viel rede, habe ich ihr auch gesagt, dass die Ausbildung ja noch beginnen muss – sie muss also nicht alles können, sonst bräuchte sie ja keine Ausbildung. Und bei der Zwischenprüfung wird auch für die Dozenten klar, wo sich bei jedem die Baustellen befinden...
Also meldete Regina sich an zur Zwischenprüfung.

Mitte Februar lag sie dann auf einmal im Krankenhaus. Schon seit Wochen hatte sie Schwindelanfälle und Sehstörungen. Die Diagnose: Kleinhirninfarkt, Hirnentzündung und zwei gutartige Tumore die aber schon länger da sein sollen und keinen Ärger machen. Trotzdem: sehr heftig. Mitte März war sie schon wieder auf der Arbeit – ein Wunder-  und auch die Dogument Seminare versäumte sie nicht, die Zwischenprüfung stand ja bevor. Und Mitte April war dann die Zwischenprüfung. Die bestand aus 5 Prüfungen. Die erste war eine Dogwalkerprüfung, bei der man einen fremden Hund einschätzt, vorbereitet auf das abgeleint dranbleiben und dann abgeleint mit ihm durchs Gehege geht. Der Hund war ein chinesischer Nackthund. Die Prüfung fand statt im strömenden Regen. Regina schätzte ein, dass er nicht dranbleiben würde – unter diesen Umständen hätte jeder Laie das feststellen können denke ich. Sie arbeitete mit dem Hund und er blieb sogar abgeleint bei ihr, bis auf die letzte Minute. Hut ab. Ich hätte ihn unter meine Jacke gepackt, die Prüfer Arschlöcher genannt und wäre nach Hause gefahren. Aber, man will ja nicht durchfallen. Für diesen Teil gab es ein „knapp bestanden“. Dann kam die theoretische Dogwalkerprüfung. Hier musste man was zu einem Video aufschreiben und durfte sogar Literatur und Notizen mitbringen. Jeder der lesen und schreiben kann hätte das also bestehen können. Regina hatte einen totalen Blackout. Sie konnte nichts mehr lesen und schreiben – ein paar Kritzels mit möglicherweise Unsinn kamen aufs Papier. Dieser Teil war dann auch nicht bestanden. Niemand interessierte sich übrigens dafür, warum das so war. Niemand von den Dozenten hatte vorher oder zwischendurch mit ihr gesprochen, wie ich menschlicherweise  erwartet hätte, gefragt wie es ihr geht, ob sie nach ihrer schweren Erkrankung überhaupt in der Lage ist die Prüfung mit allem Stress den so was mit sich bringt zu machen, ob sie zB extra Zeit braucht...
Die dritte und vierte Prüfung war eine theoretische Hundetrainerprüfung. Davon war eine „sicher bestanden“, die andere „knapp bestanden“. Die fünfte war eine praktische Hundetrainerprüfung bei der ein Hund eines Dozenten bei einem Pilonen abgesetzt werden musste,  2 Pilonen weiter abgerufen werden musste, beim mittleren Pilonen abgestoppt werden musste und dann ganz rankommen musste. Das klappte beim zweiten Durchlauf (2 Durchläufe waren erlaubt). Ergebnis „knapp bestanden“. Bei anderen die diesen Teil bestanden hatten, hüpfte der Hund auf den Schoss der Dozentin und kam nicht mehr runter – das war dann vielleicht „sicher bestanden“? In der Beschreibung der Prüfung steht: „WICHTIG: Die Hunde sind natürlich sehr unterschiedlich und ein erfolgreiches Bestehen ist nicht abhängig vom Ergebnis im Sinne von „Alles hat geklappt“, sondern von Deiner Art des Umgangs mit dem Hund und Deiner körpersprachlichen Umsetzung.“ . Vielleicht war Regina ja zu nett zu dem Hund. Merkwürdig, sehr merkwürdig.
Das Ergebnis der ganzen Prüfung, 1x sicher bestanden, 3x knapp bestanden und einmal nicht bestanden, ergab.... „nicht bestanden“. Als sarkastisches i-Tüpfelchen stand noch drunter: „sehr schade und wahnsinnig knapp“. Übrigens war es auch möglich mit 2x nicht bestanden zu bestehen, es war auch möglich überhaupt nicht zu bestehen aber doch zu bestehen, nämlich wenn man vorher „gesetzt“ war.
Ein Schlag ins Gesicht von Regina – und in meins. Für Regina im Wert von ca. € 6000.- . Regina´s Bauchgefühl hat ihr Recht gegeben – und ich habe es komplett ignoriert. Weil ich dachte, jemanden zu kennen, jemanden mehr geschätzt habe als verdient.

Auch mein eigenes Bauchgefühl habe ich verleugnet. So habe ich einmal einen Workshop für Dogument gemacht, der super gelaufen ist. Der auch noch weiter lief... nur danach habe ich überhaupt nichts mehr gehört. Auf einmal stand ich ungefragt auf der Dogument Seite als „neu im Team“ – und irgendwann war ich da genauso ungefragt wieder weg. Das fand ich schon komisch, eigentlich auch respektlos... aber auch hier, auf Grund früherer Erfahrungen, tat ich es weg als unwichtig...

Ich habe nun meine Konsequenz gezogen und jeglichen Kontakt mit Dogument verbrochen und blockiert. Mit solchen Menschen, denen Menschlichkeit, Ehrlichkeit und Offenheit fehlt obwohl sie gerade diese Qualitäten predigen, will ich nichts zu tun haben. Fachlichkeit beinhaltet Menschlichkeit – wenn die fehlt, habe ich dort nichts mehr zu suchen. Und auch mit einer Angstkultur will ich nichts zu tun haben.

In letzter Zeit spreche ich ziemlich viele ängstliche und verunsicherte Menschen. Wer auch immer das liest: machs besser als ich, hör auf deinen Bauch. Wenn du dich nicht frei fühlst zu sein wer du bist, zu sagen was du willst weil du sonst nicht mehr dazugehören würdest: dreh dich um und geh. Zahl kein Geld um anderen zu gefallen. Geh zu einem Lehrer dem alles dran gelegen ist dich weiter zu bringen, statt zu einem dem du beweisen musst, dass du es wert bist weitergebracht zu werden. Wenn etwas nicht gut fühlt, warte nicht auf Veränderung. Es wird nicht besser werden. Sei nicht abhängig – von niemandem. Sei frei wie ein Vogel und singe dein Lied.

Und, last but NOT least: Ich bitte alle, denen ich nicht geglaubt habe und deren Gefühl ich weggeredet habe, um Verzeihung.

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