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zondag 4 maart 2012

Proportionalität im Tierschutz

Gerade sah ich auf Facebook den Hilferuf einer Tierschutzorganisation, die sich unter anderem einsetzt für Hunde in einer Perrera, einem Auffanglager für Hunde. Laut des Vereins sind alle Hunde in dieser Perrera zur Tötung freigegeben und können nur gegen einen Betrag von80.- pro Hund freigekauft werden. Hierzu wird Geld benötigt.

Bei mir entstanden ein paar Fragen als ich den Aufruf sah. Vielleicht würde ich mir die gar nicht stellen wenn ich viel Geld hätte – das ist aber leider nicht der Fall. Ich würde gerne allen Menschen und Tieren helfen die Hilfe benötigen, aber das geht nicht. Ich habe darum die Qual der Wahl. Erst mal: Mensch (alt? krank? behindert? Psychische Probleme? Kinder? Hungrig? in welchem Land? usw usw) oder Tier (Haustiere oder Nutztiere? Hunde oder Katzen? jung? alt? krank? behindert? eingesperrt? auf der Tötungsliste? hat noch ein Leben vor sich oder soll es wenigstens noch kurz besser haben bevor es stirbt? lebt auf der Strasse aber jemand muss sich kümmern? Aufklärungsprojekte? Kastrationsprojekte? In welchem Land? usw. usw).

Jedes Mal, wenn ich mich für ein Spendenziel entscheide, entscheide ich mich gegen ein anderes das genau so viel Hilfe braucht. Es ist zum verrückt werden! Frustrierend!

Eigentlich ist das auch der Grund warum ich für die Stiftung, die in den Niederlanden gegründet ist um zu helfen die Hunde die ich hier aufgenommen habe durchzubringen, keine Werbung mache (kurz zur Klärung: in NL braucht man, anders als in D, kein Kapital um eine Stiftung zu gründen. Sonst wäre „meine“ nämlich nicht da J). Weil ich ja weiß, wie viel Geld über-und überall nötig ist und wo Mensch und Tier es viele, viele Male schlechter haben als die Hunde die bei mir wohnen.

Die Vielzahl von Hilferufen! Die Vielzahl von Spendenzielen und von Vereinen! Es fühlt sich an wie ein bodenloses Fass, der Tropfen auf dem heißen Stein. Es motiviert nicht um mehr zu machen sondern es lähmt. Und zwar gewaltig.

Ich glaube ich bin nicht der einzige Mensch der diese Gefühle hat. Und was beiträgt an der Frustration und der Lähmung: es wird irgendwie nicht besser. Im Gegenteil: es sitzen immer mehr Hunde in der „Tötung“ und es gibt immer mehr Vereine die das Ziel haben diesen Hunden zu helfen. Irgendwas stimmt da doch nicht? Immer mehr Hunde aus immer mehr Ländern werden nicht nur nach Deutschland exportiert, sondern auch nach allen anderen westeuropäischen Ländern.

Ich habe mir die Frage gestellt, wer eigentlich die € 80.- pro Hund im oben genannten Beispiel bekommt. Und wer darum überhaupt nicht motiviert wäre etwas zu ändern und damit eine tolle Einnahmequelle vertrocknen zu lassen? Mit dem Besetzen solcher Einrichtungen mit neuen Hunden scheint man ja kein Problem zu haben, warum sollte man also Energie und Geld investieren in Kastrationsprogramme wobei die Tiere z.B. danach wieder ausgesetzt werden? Man wäre ja doof.

Eine andere Frage die ich mir stelle: was passiert mit der sogenannten Schutzgebühr die bezahlt wird wenn man einen Hund adoptiert? Beinah überall lese ich, dass das Geld zum Teil verwendet wird für Kastration, Impfung, Bluttests, Parasitenbekämpfung und Transport des Hundes in ein anderes Land. Der Rest geht an den Tierschutzverein vor Ort. Eine Schätzung vom Verein „Pfotenkrieger“ (http://www.pfotenkrieger.de/) geht aus von ca 400.000 importierten Hunden jährlich für Deutschland. Ausgehend von einer Schutzgebühr von € 250.- bis 350.- pro Hund sind das jährlich € 120.000.000. Genau: 6 Nullen. Wenn man die vermittelten Hunde von allen anderen west-europäischen Ländern dazu zählt, kommt man auf astronomische Beträge. Die natürlich in Wirklichkeit noch viel höher sind, denn es wird ja auch gespendet, ohne dass man einen Hund dafür bekommt, es gibt finanzielle Patenschaften usw.

Warum ändert sich denn nichts, trotz dieser Unmenge an Spendengelden die hier umgeht? Wo sind die positiven Berichte, die Schlagzeilen „An diesem Ort sind die Probleme gelöst“? Was läuft hier falsch, trotz aller gut gemeinten Aktivitäten? Sind Beträge die für Tierschutz ausgegeben werden und Angebot an Hunden die gerettet werden müssen proportionale Größen?

Vielleicht müssten wir, die Spender, noch mal ganz doll nachdenken. Darüber, was eigentlich mit dem Geld passiert. Darüber, dass die Möglichkeit besteht, dass unsere Hilfe zur Rettung eines individuellen Hundes bedeuten könnte, dass das Problem größer wird als es ursprünglich war. Nicht unser Problem, sondern das der Hunde mit denen Profit gemacht wird weil das Problem einfach Geld generiert. Wir zeigen auf unseren Hund und sagen "gerettet. Kommt aus der Tötung"... aber was tun wir da eigentlich?

Wir rufen alle, dass man nicht beim Hundehändler, Hundevermehrer usw. Welpen kaufen sollte – auch nicht, um diesen einen so traurig guckenden Welpen zu retten. Weil man damit den Hundehandel finanziert und stimuliert. Machen wir aber nicht genau das, wenn wir Hunde aus Tötungsstationen freikaufen?Und warum heisst es dann Tierschutz?

Ich werde mich auf die Suche machen nach dem Verein, nach der Initiative, die Erfolg hat. Die auf dem Weg ist sich selber überflüssig zu machen und das auch vorzeigen kann: schau, das Problem war erst so groß und jetzt ist es kleiner. Die Anzahl der Hunde wird kleiner, die Hunde haben jetzt ein besseres Leben ohne emigrieren zu müssen, die Anzahl der exportierten Hunde nimmt ab, die Bevölkerung geht anders damit um, wir finden kaum noch Welpen im Müll weil beinah alles kastriert ist.

So etwas würde mir Mut machen. Würde mich in Bewegung bringen statt mich zu frustrieren und zu lähmen. Und: es würde Nachahmung finden, anderen einen Weg zeigen. So dass es vielleicht wirklich mal besser wird!

1 opmerking:

Manuela Klemz zei

Danke für diese Sichtweise, es wird Zeit, dass ein Umdenken stattfindet!

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